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Nach den Irrungen und Wirrungen hervorgerufen durch die Coronapandemie und den dadurch eingeleiteten politischen Ereignissen, die uns seit dieser Zeit begleiteten, war es für mich Zeit, Deutschland zumindest vorübergehend für einige Zeit zu verlassen.
Nicht zuletzt, getragen durch meine Gedanken während meiner Krankheit war es für mich schon lange überfällig, meine Freiheit endlich zu erleben.
Nach Rücksprache mit meinem wichtigsten privaten Umfeld und deren Zustimmung war es im Oktober 2022 so weit. Das ursprüngliche Reiseziel zum Überwintern nach Palermo (Sizilien) habe ich während meines Urlaubs in Kroatien im April 2022 aufgegeben, nachdem ich dort einige interessante Leute kennenlernte. Diese überzeugten mich kurzerhand davon, mein Vorhaben in Palermo zu überwintern aufzugeben und stattdessen nach Kroatien zu kommen.
Landschaftlich ist Istrien ein Traum. Die vorgelagerten Archipele entlang der Küste sind sehenswert und einmalig. Wer es sich leisten kann, ab und an ein Boot zu mieten wird hier einen unvergessenen Aufenthalt verbringen können.
Zurückblickend war es mit Sicherheit richtig, meinen Traum gemäß dem Motto „Ab in die Freiheit“ umzusetzen. Kroatien würde ich aber aufgrund verschiedener Erlebnisse und Ereignisse nicht noch einmal wählen.
Zum einen gibt es an der Küste Istriens keine größere, in unmittelbarer Nähe liegende Stadt, die einem kulturellen und gesellschaftlichen Anspruch auf gewissem Niveau gerecht wird. Selbst Pula, vom Standort Vrsar etwa 60 km in südlicher Richtung gelegen, erschien mir für größere Abwechslung hinsichtlich der zuvor erwähnten Ansprüche nicht gerecht zu werden.
Zum anderen sind die Temperaturen in den Wintermonaten von November bis Februar zuweilen nicht so, wie von manchen Leuten beschrieben. Auch wenn in 2022 der Schnee in Istrien ausblieb, kühlte es in den Nächten schon mal bis unter den Gefrierpunkt ab, am Tag stiegt die Temperatur bis etwa 8 Grad, manchmal auch höher an. Warme Kleidung während der Wintermonate ist unbedingt erforderlich.
Des Wetters und der Stadt wegen wäre Palermo die bessere Wahl gewesen. Nach meiner WetterApp hatte es in dort der vergleichbaren Zeit selten unter 15 Grad, so dass Motorradfahren eher Spaß gemacht hätte.
Zu den Preisen:
Der Beitritt in die EU mit Einführung des Euros mit dem Jahreswechsel 2022 auf 2023 hinterließ in Kroatien nachhaltige Spuren. Noch im Dezember 2022 bezahlte ich für die wöchentliche Menge an Lebensmittel rund € 35,-. Mir fehlte es an nichts. Eingekauft habe ich fast ausschließlich bei Lidl in Porec und manchmal auch beim Konzum ins Vrsar.
Nach meiner Ankunft im Januar berappte ich für den genau selben Warenkorb pro Woche rund € 52.-. Gemüse und Fleischwaren erhöhten sich enorm. Die bedrückende Stimmung der kroatischen Bevölkerung war sichtlich bemerkbar. Nicht etwa gegenüber den Touristen, eher gegen die eigene Regierung. Das spürten wir als Gäste auch in den Restaurants.
Viele Kroaten sprechen und verstehen die deutsche Sprache gut. Auf nähere Inhalte aus diesen Gesprächen möchte ich hier nicht eingehen. Eines müssen wir uns als Touristen aber vergegenwärtigen. So günstig Kroatien für Urlauber in der Vergangenheit war, diese Zeiten sind vorbei.
Die zukünftige Preispolitik der Campingbetreiber:
Während für eine Winterpauschale im Jahr 2021 auf 2022 für den Stellplatz auf Porto Sole noch € 1.000.- angesetzt war, stiegt dieser für die Winterpauschale 2022 auf 2023 auf € 1.500.-. Das bezahlte ich bei der Buchung im Juli 2022.
Dieses Arrangement beinhaltete den Aufenthalt vom 04.10.2022 bis 21.04.2023 inkl. V+E sowie Strom auf der Parzelle. Das ist auf Porto Sole ein sog. Premiumplatz, also purer Luxus. Auf der Parzelle hatte mein Wohnmobil mit 9 m Länge (inkl. Motorradbühne), einem Vorzelt 4 m x 3,5 m sowie einem weiteren Luft Zelt mit den Maßen 2,5 m x 2,5 m ausreichend Platz.
Dieser Betrag wird für die zukünftige Wintersaison 2023 auf 2024 aufgrund meiner bisherigen Recherchen auf € 2.000.- angehoben. Allerdings wird in diesem Preis der Strom nicht mehr beinhaltet sein. Ob der Strom zukünftig nach verbrauchten KW pro Tag abgerechnet, oder eine Tagespauschale erhoben wird, stand bei meiner Abreise Ende März 2023 noch nicht definitiv fest.
Sollte es aber tatsächlich nach verbrauchten KW abgerechnet werden, wird für manchen Dauercamper der Winteraufenthalt fast unerschwinglich werden. Unter 50 Cent pro verbrauchten KW wird wohl nichts mehr gehen. M.E. wird sich der Preis, sollte er nach KW berechnet werden, zwischen 50 und 80 Cent bewegen.
Da sich die gestiegenen Energiepreise auch in Kroatien bemerkbar machen, verwundert mich die Maßnahme, eine Abrechnung pro verbrauchtem KW vorzunehmen, nicht. Ich verstehe zum Teil aber auch meine Artgenossen nicht. Wer in regelmäßigen Abständen Gäste bis tief in die Nacht in einem Vorzelt mit den Maßen 8 m x 2,8 m bei Temperaturen um die 8 Grad beherbergt und dieses Vorzelt mit mehreren Heizluftgeräten schön warm hält muss sich nicht wundern, wenn der Betreiber den Strom zukünftig extra berechnen muss.
Dazu habe ich als Beispiel einen Selbsttest am Campingplatz vorgenommen.
Mein Wohnmobil verfügt über eine Alde-Warmwasserheizung, die sowohl mit Gas als auch mit Strom betrieben werden kann. Ja, das ist Luxus.
Je nach Außentemperatur verbrauche ich mit Gas für mein Wohnmobil bei 22 Grad tagsüber und einer Nachtabsenkung bei 20 Grad von 20 h bis 8 h etwa eine Flasche mit 12,5 kg innerhalb von 3 – 4 Tagen.
Mit Strom verbrauche ich pro Tag 44 KW!!!! Dieser Verbrauch überraschte selbst mich. Die Temperaturen waren nachts etwa um den Gefrierpunkt, tagsüber stieg die Außentemperatur auf etwa 10 Grad an.
Wenn ich nun pro KW einen Preis von 50 Cent ansetze, komme ich auf einen Betrag i.H.v. € 20.- pro Tag. Dabei habe ich nur mein Wohnmobil beheizt, nicht das Vorzelt. Bei vorsichtiger Schätzung beläuft sich der Verbrauch bei gleichzeitigem Beheizen des Vorzelts bei etwa 100 KW täglich!!!! Muss das sein?
E-Scooter, E-Bikes und E-Autos werden zudem ebenfalls über Stromnetz des Campingbetreibers geladen. Das alles wird unbezahlbar, wenn die Betreiber ihre Preise nach tatsächlichem Verbrauch berechnen. Weil der Strom aber bisher als „Pauschale“ im Preis inbegriffen war wird dieser Service m.E. von einigen Campern ausgenutzt. Wenn der Betreiber zukünftig die Preise extra ansetzt, höre ich heute schon das Geschrei, wie unverschämt die Betreiber reagieren. Wo ist der Fehler? Keine Wirkung ohne Ursache….
Zur Sauberkeit:
Gott sei Dank verfügt mein Wohnmobil, wie fast alle anderen auch, über eine Toilette, einem Waschbecken und einer Dusche. Warum ich das so schätze, möchte ich gerne im Folgendem ausführen.
Jeden Abend und jeden Morgen werden die Sanitäranlagen auf Porto Sole vom Reinigungspersonal gründlich und sorgsam gereinigt. Wenn du vor 8 h morgens diese Sanitäranlagen benutzen möchtest, findest du diese äußerst sauber und trocken vor.
Bereits um 9 h mochte ich diese Sanitäranlagen nicht mehr benutzen. Nicht etwa, weil das Reinigungspersonal vergessen hätte, die Räumlichkeiten zu säubern – nein – weil es Menschen gibt und das in der gefühlten Mehrzahl, die es nicht für nötig halten, den Ort der eigentlichen Hygiene so zu verlassen, wie sie ihn vorgefunden haben.
Was wäre dabei, den Waschtisch, an dem ich mir gerade die Zähne geputzt und mich gewaschen habe, mit einem Tuch ein wenig trocken zu reiben, damit mein Nachbar ebenfalls ein sauberes Waschbecken oder eine saubere Dusche vorfindet?
Ist es zu viel verlangt, meinen Schaum oder Seife, je nach dem, mit was ich mich dusche nach dem Duschvorgang noch ein wenig mit einem Wasserstrahl zu beseitigen? Muss es sein, dass Haare über Haare in der Dusche verbleiben?
Reinigen diese Menschen auch zuhause die Toilette nach erfolgreichem Gang nicht mit einer Bürste? Für was sind diese Dinger in jeder Toilette vorhanden?
Für mich hat es mit Wertschätzung gegenüber dem Reinigungspersonal zu tun, diesen Ort so zu verlassen, wie ich ihn vorgefunden habe.
Persönlich finde ich es perfide, welchen Eindruck wir als Gäste in einem fremden Land hinterlassen. Ein Land, das uns mit Gastfreundschaft entgegenkommt. An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich betonen, mich nicht beschweren zu wollen, weil es mich ekelt, die Sanitäranlagen zu nutzen. Ich habe wie gesagt alles an Bord, um mich rundum wohlzufühlen.
Meine Gedanken beziehen sich auf jene, die den beschriebenen Luxus nicht an Bord haben und auf diese Sanitäranlagen angewiesen sind. In der Mehrzahl entweder junge Leute, mit kleinen Campern z.B. Kastenwägen oder VW-Bussen (auch ich begann mit einem T 2 Bulli in den 80 igern 😉) ohne Toilette und ohne Dusche. Familien mit Kindern, die wie ich, die Freiheit suchen aber damit am Anfang stehen. Familien, die es sich (noch) nicht leisten können, ein Wohnmobil mit den erforderlichen Ausstattungen zu finanzieren, und somit auf den Aufenthalt eines Campingplatzes angewiesen sind, also noch keinen autarken Urlaub unternehmen können
Meine Erkenntnisse nach diesen (begrenzten) Ausstieg:
Zusammenfassend kann ich im Rückblick für mich festhalten, dass ich aufgrund der zuvor erwähnten klimatischen Gegebenheiten Istrien bzw. Kroatien für eine Überwinterung nicht mehr wählen würde. Für die Sommermonate ist dieses Land im europäischen Raum nach meinen bisherigen Erfahrungen schwer zu toppen. Wer mit der anfänglichen Zurückhaltung der Kroaten zurecht kommt, ist hier gut aufgehoben. Die Kroaten erinnern mich ein wenig an die Menschen in Bayern. Anfangs etwas wortkarg aber mit der Zeit eben liebenswürdig.
Spanien, Sizilien oder auch Marokko eignen sich mehr, über die Wintermonate die Wärme zu genießen, nach der wir uns so sehr sehnen. Sicher gibt es auch Ausnahmen, die sich eher in den nordischen Ländern, wie Norwegen, wohl fühlen.
Freunde haben mich nach meiner Rückkehr darauf angesprochen, ob ich in dieser, für manche nicht nachvollziehbaren Einsamkeit, keinen Schaden genommen hätte 😊.
Die Einsamkeit habe ich größtenteils (nicht immer) genossen. Sicherlich ist es schön, mit einem Partner ein solches Vorhaben teilen zu können. 2 für mich entscheidende Erkenntnisse, die mich auch heute noch bewegen, werden meine Zukunft nachhaltig beeinflussen.
- die Erkenntnis, wie wenig ein Mensch benötigt, um glücklich zu sein. Bei schlechtem Wetter war ich auf 16 qm begrenzt und trotzdem zufrieden und glücklich. Bereits am Morgen die salzige Luft während eines Strandspazierganges zu spüren. Du merkst, wie sich deine Atemwege öffnen und fühlst förmlich, welche Kraft und Energie in deinen Körper fließt.
Die Abendspaziergänge auf dem Campingplatz, die eine ganz besondere Stimmung auslösen. Alles so friedlich und ruhig.
Dieses ewige Streben nach mehr und noch mehr, völlig überflüssig, wenn du dadurch nicht zu deiner inneren Mitte findest und trotz vermeidlichem Reichtum unzufrieden bist. Bitte nicht falsch verstehen. Sicher ist es wichtig, für jeden Menschen, auf einem starken Fundament zu stehen, um sich seine Wünsche zu erfüllen, um sich sicher fortentwickeln zu können. Dieses Fundament, um eine Familie zu gründen und ohne größere Sorgen in die Zukunft planen zu können.
Was ich damit aber ausdrücken möchte, dass manchmal weniger mehr ist. - habe ich für mich erkannt, was ich nicht mehr möchte und brauche. Vor allem Menschen, die sich unwahrscheinlich wichtig und unentbehrlich vorkommen. Menschen, denen es an empathischen Fähigkeiten fehlt. Menschen, die es bedauern, nicht zu den „Reichen und Schönen“ zu gehören. Menschen, die trotz fortgeschrittenen Alters nicht in der Lage sind, aufrichtig die Wahrheit zu sagen. Menschen, die von Liebe sprechen aber die Bedeutung dieses Wortes nicht im Geringsten begreifen, geschweige denn leben können.
Obwohl diese Erkenntnisse in jeden von uns schlummern, sind sie doch durch die Alltagshektik und dem Stress, den wir uns täglich aussetzen müssen, tief in unserem Unterbewusstsein verborgen. Erst in der Einsamkeit und Ruhe und aus der Ferne betrachtet wird das Verborgene offenbart. Wenn du es schaffst, die richtigen Strategien zu entwickeln, die zu entsprechenden, wenn auch nicht immer schönsten Entscheidungen führen, bist du frei. Auch das trägt zu meinem Motto „Ab in die Freiheit“ bei.
Nach diesem kurzen Einblick in meine Gefühle während der Auszeit in Kroatien wünsche ich euch viel Vergnügen bei der Zusammenfassung zum Thema „meiner Überwinterung in Kroatien“, die ihr über die folgenden Links in 4 Etappen verfolgen könnt. Über ein Feedback von euch würde ich mich freuen.
Euer Günter